Erbkrankheiten HD, ED, PRA, EIC und Co

Der Labrador ist in der Regel ein gesunder Hund. Wie aber bei den meisten Hunderassen gibt es auch bei ihm Erbkrankheiten.Man findet erbliche Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Hüftgelenksdysplasie (HD) und Osteochondrosis (OCD). Auch erbliche Augenkrankheiten wie die Progressive Retina Atrophie (PRA) oder der Hereditäre Katarakt (HC) können vorkommen.

 

Folgende Erbkranheiten kommen beim Labrador Retriever vor:

  • Hüftgelenksdysplasie (HD)
  • Ellenbogendysplasie (ED)
  • Distichiasis
  • Ektropium / Entropium
  • Glaukom
  • PRA
  • Retina Dysplasie (RD)
  • Exersice Induced Collapse (EIC)

Hüftgelenksdysplasie (HD)

Unter Hüftgelenksdysplasie (HD) verstehen wir eine Fehlbildung der Hüftgelenke. Die beiden gelenksbildenden Knochen, die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf passen nicht korrekt aufeinander. Die Fehlbildung tritt in der Regel beidseitig auf und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. HD entwickelt sich in den ersten 15 Monaten des Lebens eines Hundes, später verändert sich nur noch das Ausmass der Arthrose. Junge Hunde mit ausgeprägter HD zeigen v.a. Schmerzen als Folge der unüblich starken Lockerheit der Hüftgelenke. Bei älteren Hunden überwiegen die Schmerzen als Folge der Abnützung (Arthrose) der Hüftgelenke. Bei leichteren Formen der HD können Krankheitshinweise fehlen, solange der Hund nicht stark beansprucht wird. Auch zwischen den einzelnen Hunden bestehen Unterschiede in der Schmerzempfindung: Während der eine Hund mit leichter HD bereits hinkt, hat der andere Hund mit fortgeschrittener Arthrose eine spezielle Bewegungstechnik entwickelt, um Schmerzen zu vermeiden, so dass der Besitzer von der Behinderung möglicherweise gar nichts bemerkt.
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Was ist die Ursache für HD?
Die Entwicklung der Hüftgelenke wird massgeblich durch zwei Komponenten beeinflusst: 1. durch die Erbanlage und 2. durch die Ernährung des Hundes. Beginnen wir bei der Ernährung: Bei einem Hund mit Veranlagung zu HD ist es möglich, durch eine kalorienmässig zurückhaltende und ausgewogene Fütterung das Ausmass der Krankheit zu mildern. Es ist erwiesen, dass Hunde, die langsam wachsen, weniger schwer an HD erkranken als ihre schneller wachsenden und damit schwereren Wurfgeschwister. Besonders wichtig ist dabei, im Futter ein Ueberangebot von Kalzium (Futterkalk) zu vermeiden. Deshalb sollte bei Verwendung eines Vollwertfutters darauf geachtet werden, dass das Verhältnis von Kalzium zu Phosphor etwa 1:1 ist. Früher hat man ein Verhältnis von 1.5:1 als richtig erachtet. Dieses Vorgehen hilft zwar dem einzelnen Hund, der so trotz ungünstiger Erbanlagen eine grössere Chance hat, akzeptable Hüftgelenke zu entwickeln und ein weitgehend normales und schmerzfreies Leben zu führen. Für zukünftige Zuchttiere ist diese Taktik aber völlig ungeeignet, da dadurch die genetische Belastung für HD nicht aufgedeckt werden kann. Kommen derart aufgezogene und erblich belastete Hunde zum Zuchteinsatz, wird die Veranlagung zu HD an die nächste Generation weitergegeben. Die Folge ist, dass unter den Nachkommen von Hunden mit guten Hüftgelenken dysplastische Nachkommen auftreten.

 

In Züchterkreisen wird angenommen, dass die jugendliche Aktivität der Welpen HD verursachen könne. Bis heute konnte diese Theorie nicht bewiesen werden. Ein gesundes Hüftgelenk wird durch die normale Bewegung und durch Spielen mit Artgenossen nicht geschädigt. Sicher ist es vernünftig, eine massive Überbeanspruchung des noch unreifen Skeletts des Junghundes zu vermeiden., da ein Knochen im Wachstum weniger belastbar ist, als das Skelett eines ausgewachsenen Tieres.

 

Die wichtigste Grundlage für HD liegt damit in der Erbanlage der Hunde. Welche Gene eine Rolle spielen, ist bis heute nicht geklärt. Erwiesen ist hingegen, dass sich HD häufig in Form einer übermässigen Lockerheit oder Instabilität des Hüftgelenkes zeigt, welche die Entwicklung von Arthrose begünstigt. So wie wir beim Tragen von zu grossen Schuhen bald Blasen oder einen tüchtigen Muskelkater einfangen, nimmt auch das Hüftgelenk Schaden, wenn der Oberschenkelkopf dauernd in der Gelenkspfanne umherrutscht. Technisch ausgedrückt, erfährt ein lockeres Hüftgelenk die selben Veränderungen wie ein lockeres Radlager: Es wird ausgeschlagen. Beim jungen Hund zeigen sich deshalb die stärksten Veränderungen an der Gelenkspfanne: sie weitet sich auf und flacht sich ab. Damit wird der Oberschenkelkopf nicht mehr korrekt geführt, es entwickelt sich eine Arthrose.

 

Welche Folgen hat HD?
Bei Bewegung werden die Hüftgelenke regelmässig zyklisch belastet. Ein stabiles Gelenk erträgt diese lebenslange Belastung problemlos, es bleibt gesund. Die regelmässige Belastung ist sogar notwendig für die Ernährung des Gelenkknorpels. Bei einem instabilen oder fehlgebildeten Hüftgelenk jedoch führt die wiederkehrende Fehlbelastung zu Zerrungen der Gelenkskapsel, der Bänder und zur Schädigung, des Gelenkknorpels und der gelenksbeteiligten Knochen. Es entwickeln sich knöcherne Zubildungen und Verformungen am Gelenk, welche auf dem Röntgenbild als bleibende Arthrose sichtbar sind. Die Folgen sind Schmerzen im Hüftgelenk. Die Hunde versuchen die Hintergliedmasse zu entlasten. Diese beiden Mechanismen führen zu Muskelschwund, was die Arthrose weiter fördert, weil dadurch die stützende Funktion der Muskulatur am Hüftgelenk wegfällt. Hunde mit mittel- bis hochgradiger HD sind deshalb meist weniger aktiv. Sie legen sich häufig hin, zeigen Mühe beim Aufstehen und lahmen in der Hinterhand, insbesondere nach längerem Liegen. Im Frühstadium der Krankheit kann die Lahmheit nach den ersten Schritten noch verschwinden. Später zeigen dysplasiegeplagte Hunde bei körperlichen Aktivitäten immer deutlicher Lahmheitsanzeichen. Nicht selten verändert sich unter chronischen Schmerzen auch der Charakter des Hundes. Aus dem fröhlichen Lebensgefährten kann ein missmutiger, mitunter sogar bissiger Zeitgenosse werden.

 

Wie wird die Diagnose HD gestellt?
Die Diagnose HD lässt sich anhand von Röntgenaufnahmen des Hüftgelenks stellen (Abbildungen 1 und 2). Sichtbare Veränderungen können an der Gelenkspfanne, am Oberschenkelkopf oder an beiden Knochen auftreten. Bei jungen Hunden ist gelegentlich nur ein auffällig lockeres Hüftgelenk zu beobachten, bei dem der Oberschenkelkopf nicht korrekt in der Gelenkspfanne liegt. Aufgrund der Veränderungen auf dem Röntgenbild werden fünf Schweregrade von HD unterschieden (Tabelle 1). Wie häufig kommt HD bei den untersuchten Hunden vor? Kürzlich wurden die HD-Resultate von allen 3749 Hunden, die in der Schweiz zwischen 1991 und 1994 im Rahmen der Körung auf HD untersucht worden waren, zusammengestellt. HD trat bei Rüden und Hündinnen gleich häufig auf, das Auftreten hängt also nicht vom Geschlecht des Tieres ab (Tabelle 1). Ein Viertel der untersuchten Hunde wurde als HD-frei, und ein Drittel als Übergangsform beurteilt (Abbildung 3). Damit gehören beinahe 60% der Hunde zu den beiden Graden, die mit gutem Gewissen zur Zucht verwendet werden können. Mehr als ein Viertel der Hunde wurde als leicht dysplastisch (HD-Grad C) bewertet, sie sollten nicht zur Zucht verwendet werden. Rund jeder 7. Hund fiel sogar in die HD-Grade D und E mit ausgeprägten Gelenksveränderungen. Derartige Tiere sind von der Zucht ausgeschlossen.

 

Kommt HD bei allen Rassen gleich häufig vor?
Trotz Bekämpfung der HD seit rund 30 Jahren sind somit immer noch rund 40% der mittelgrossen und grossen Rassehunde dysplastisch, ihr Anteil ist aber bei den verschiedenen Rassen sehr unterschiedlich (Tabelle 2). Bei gewissen Rassen erreicht der Anteil an mittelgradiger und hochgradiger HD mehr als 20%. In der besagten Studie wies der Siberian Husky die besten Hüftgelenke auf, gefolgt von den Bearded und Rough Collies und den Belgischen Schäferhunden. Dysplasiefrei waren rund zwei Drittel aller Hovawarte, Flat Coated Retriever, Leonberger und Rottweiler, über die Hälfte der Labrador Retriever und Berner Sennenhunde, die Hälfte der Golden Retriever, Neufundländer und der Deutschen Schäferhunde, aber weniger als die Hälfte der untersuchten Boxer. Bei Bernhardinern, sowie English und Gordon Settern lag die HD-Rate bei erschreckend hohen 60-70% (Abbildung 4). Wieso bestehen derartige Rassenunterschiede in der HD-Häufigkeit? Bei gewissen Rassen kam die Krankheit schon zu Beginn der HD-Bekämpfung selten vor. Dies ist vermutlich der wichtigste Grund für ihre gute Hüftgelenksqualität. Besonders Schlittenhunde oder Jagdhunde, die seit jeher auf eine lebenslange Leistungsfähigkeit gezüchtet worden sind, zeigen kaum HD; Hunde, die nach anstrengender Arbeit lahmten, wurden gar nicht erst zur Zucht verwendet. Beim Hovawart waren schon vor der Einführung der HD-Kontrolle viele Hunde dysplasiefrei, deshalb konnte seit jeher eine strenge Selektion durchgeführt werden.

 

Die wichtigsten Gründe für den hohen HD-Anteil in verschiedenen Rassen sind die Verwendung dysplastischer Elterntiere (HD Grad C) zur Zucht und das weitgehende Fehlen einer Nachzuchtkontrolle. Beim Bernhardiner rächt es sich, dass die Zuchttiere jahrelang nicht auf HD untersucht und Hunde trotz ausgeprägter HD zur Zucht verwendet worden sind. Bei vielen Rassen wird bei der Auswahl von Zuchthunden zudem zu stark dem Exterieur und dem Kampftrieb Bedeutung zugemessen. Gesundheitliche Aspekte werden kaum berücksichtigt. Überdies bestehen Hinweise dafür, dass z.B. beim Deutschen Schäferhund die abfallende Rückenlinie und die starke Hinterhandwinkelung die HD geradezu fördert. Der Anteil dysplastischer Hunde ist mit grosser Wahrscheinlichkeit noch höher als es die Zahlen in Tabelle 2 widerspiegeln, da Röntgenbilder von schwer dysplastischen Hunden kaum je zur offiziellen Beurteilungsstelle eingesandt werden, da die Züchter um ihren guten Ruf als HD-freie Zuchtstätte fürchten. Auch Bilder von dysplastischen Tieren, die vor dem Erreichen des ersten Altersjahres wegen Bewegungsstörungen geröntgt werden, gelangen kaum je zur Auswertung. Dieses Vorgehen behindert den Fortschritt enorm, da es dadurch unmöglich wird, die Zuchtvorschriften so anzupassen, dass die Zahl dysplastischer Hunde vermindert werden kann. Zudem werden die Berechnungen zur Erblichkeit (Heritabilität) der HD verfälscht. Die Züchter und Hundebesitzer betrügen sich so selber um ihre Bemühungen, die HD-Häufigkeit nachhaltig zu senken.

 

Wieso kommt die HD immer noch so häufig vor?
Eine derart hohe Zahl an ausgeprägt dysplastischen Hunden ist nicht zu verantworten. Sie widerspricht auch dem Gedanken des Tierschutzes, nur Tiere zu züchten, die frei sind von Krankheiten, welche die Lebensqualität einschränken. Dazu gehört auch die schmerzhafte HD. Jeder Käufer eines rassereinen Hundes hat grundsätzlich Anrecht auf einen geistig und körperlich gesunden und damit dysplasiefreien Hund. Solange jedoch unter den heute geltenden Zuchtvorschriften über 80% aller untersuchten Hunde als zuchttauglich erklärt werden, lässt sich die HD-Häufigkeit bei den Nachkommen nicht senken. Erschwerend kommt dazu, dass der Zuchtwert eines Tieres für das Merkmal HD nicht nur allein von der Qualität seiner eigenen Hüftgelenke abhängt, sondern auch von derjenigen seiner nahen Verwandten wie der Eltern und der Geschwister. Nur wenn ihre HD-Ergebnisse mitberücksichtigt werden, lässt die Hüftgelenksqualität der Nachkommen schätzungsweise voraussagen.

 

Wie kann HD bekämpft werden?
Jeder Züchter und Hundebesitzer kann durch eine sorgfältige Fütterung des jungen Hundes direkten Einfluss auf die Entwicklung der Hüftgelenke nehmen. Es ist nachgewiesen, dass eine zu schnelle Gewichtszunahme in den ersten 10 Lebensmonaten die HD-Häufigkeit fördert. Zu grosse Mengen von Energie, Protein und Mineralstoffen, insbesondere von Kalzium im Futter begünstigen die Ausbildung der HD nachweislich. Wird in diesem Lebensabschnitt der HD-gefährdete Hund noch übermässig beansprucht, kann sich die HD noch verschlimmern. Hingegen scheint weder die endgültige Körpergrösse noch das endgültige Körpergewicht des Hundes einen wesentlichen Einfluss auf die Ausprägung der HD zu haben. Im Laufe des Lebens des Hundes kann die Arthrose infolge starken Übergewichts noch schwerer werden. Eine frühere Vermutung aber, dass Vitamin C eine HD verhindern kann, hat sich als Irrtum erwiesen.

 

Die langfristig wirksamste Massnahme zur Verringerung der HD ist die Einführung und Durchsetzung von Paarungsbeschränkungen. Der Anteil gesunder Nachkommen steigt an, wenn nicht nur der HD-Grad des Tieres selber (die sogenannte Eigenleistung), sondern auch die HD-Resultate seiner Geschwister und insbesondere seiner bereits geborenen Nachkommen mit berücksichtigt werden. Mit Hilfe einer derartigen Zuchtwertschätzung könnte der Züchter für sein Zuchttier einen geeigneten Partner auswählen, ohne seinen Hund wegen HD-Belastung von vorne herein aus der Zucht nehmen zu müssen. Dieses Konzept wird als strategische Paarung bezeichnet und hat zum Ziel, nur noch Welpen zu züchten, die ein unterdurchschnittliches Risiko haben, an HD zu erkranken. Die Zuchtzulassung wird damit nicht mehr vom HD-Resultat des Einzeltieres abhängig gemacht, sondern vom HD-Risiko bei den Nachkommen einer Paarung. Diese Methode der Zuchtselektion hat sich in der Nutztierzucht und neuerdings auch beim Hund als äusserst erfolgreich erwiesen. In Deutschland haben bereits über 50 Rassehundeklubs diesen Weg beschritten. Der Erfolg der strategischen Paarung hängt aber entscheidend von der Erarbeitung einer neuen Zuchtstrategie und vom konsequenten Einhalten der daraus entwickelten Paarungsbeschränkungen ab.

 

Der stärkste Ansporn zur Verbesserung der HD-Situation bei den Rassehunden wird ohne Zweifel der kritische und fordernde Käufer geben. Wenn er nicht mehr akzeptiert, dass in gewissen weitverbreiteten Rassen jeder fünfte Hund an HD leidet, sondern eine Kaufpreisminderung und die Übernahme der Behandlungskosten verlangt oder solche Tiere unter nachdrücklicher Rückforderung des vollen Kaufpreises gar an den Züchter zurückgibt, wird sich unter den Züchtern schnell die Erkenntnis verbreiten, dass es billiger und für den guten Ruf vorteilhafter ist, eine wirksame Zuchtplanung einzuführen, als weiter nach eigenem Gutdünken Hunde zu paaren und die Augen vor den schlechten Resultaten zu verschliessen.

 

Auch der Gesetzgeber kann durch den Erlass und das konsequente Durchsetzen eines wirksamen Tierschutzgesetzes folgenreiche Änderungen des Zuchtverhaltens auslösen. Im weiteren sind die Rasseklubs auch dazu aufgerufen, die unsinnige Ehrung eines einzelnen Champion of Champions abzuschaffen und dafür diejenigen Züchter zu belohnen, bei welchen alle gezüchteten Hunde gesund und langlebig sind und einem vernünftigen Rassestandard entsprechen. Nicht der einzelne Spitzenhund garantiert eine gesunde Rasse, sondern eine breite Basis von gut entwickelten Tieren.

 

Ellenbogendysplasie (ED)

Unter Ellbogendysplasie versteht man eine Miss- oder Fehlentwicklung im Bereich des Ellbogengelenkes, welche durch das nicht Zusammenpassen der gelenkbeteiligten Knochen zu einer Erkrankung des Gelenkes führt. Diese kann von verschiedenen Ursachen ausgelöst werden: Einerseits gibt es eine genetische Komponente, welche dazu führen kann, dass die verschiedenen am Ellbogengelenk beteiligten Knochen miss- oder fehlgebildet werden. Andererseits gibt es überlastungs- oder unfallbedingte Ursachen für eine Ellbogendysplasie. Beide Komponenten können separat oder gemischt auftreten, was nicht immer einfach zu unterscheiden ist.

 

Wichtig ist dabei, dass die genetische Komponente nur durch gezielte Zucht, die überlastungsbedingte Komponente durch eine gute Aufzucht und Haltung im jugendlichen Alter verhindert oder minimiert werden kann. Grund dafür ist das enorme Knochenwachstum im Alter von 5 - 9 Monaten. Somit ist es nicht erstaunlich, dass die klinischen Symptome in eben diesem Altersabschnitt auftreten und einem jungen Hund das Erwachsenwerden erschweren. Bis vor einiger Zeit hat man angenommen, dass die Ellbogendysplasie mit dem Auftreten der Hüftgelenkdysplasie gekoppelt sein könnte. Studien haben aber gezeigt, dass die beiden Erkrankungen keine genetische Korrelation haben und somit ausser einem ähnlichen Vererbungsmodus nichts miteinander zu tun haben.

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Bei welchen Rassen entsteht ED
Prinzipiell kann diese Gelenkserkrankung bei allen Rassen als Folge eines Traumas/Unfalls respektive durch Überbelastung entstehen. Dabei werden die Gelenkflächen des Ober- oder des Unterarmes entweder direkt (Quetschung/Stauchung des Knorpels, Gelenkfraktur) oder indirekt (Achsabweichung nach Frakturen oder Verletzung der Wachstumsfuge) in Mitleidenschaft gezogen.

 

Jedoch ist die Erkrankung in der Regel ein genetisches Problem, das vor allem bei grossen Rassen (z.B. Berner Sennenhund, Deutscher Schäfer, Retriever, Rottweiler, Mischlinge davon) auftritt. Da es sich aber um einen komplexen Erbgang handelt (beide Elterntiere müssen Träger des Dysplasiegenes sein) und die Aufzucht sowie die Haltung ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Gelenke haben, kann eine dysplastische Erkrankung des Ellbogens immer auftreten. Es besteht somit auch keine hundertprozentige Sicherheit, einen dysplasiefreien Welpen zu kaufen, wenn beide Elternteile frei von Ellbogendysplasie sind.

 

Damit die Wahrscheinlichkeit grösser wird, einen gesunden Welpen zu erhalten, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass beide Elterntiere frei von Ellbogendysplasie sind. Grosse Aufmerksamkeit muss aber vor allem der Aufzucht gefährdeter Rassen entgegengebracht werden

 

Welches sind prädisponierende Faktoren?
Eine sehr wichtige Komponente bei der Auswahl des Welpen besteht in der Berücksichtigung der Genetik seiner Eltern bezüglich Ellbogendysplasie. Wie bereits oben erwähnt, ist die Gefahr, einen dysplasiegefährdeten Welpen zu kaufen, geringer, wenn die Eltern radiologisch keine Anzeichen einer Ellbogenveränderung aufweisen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung des Ellbogengelenkes verkleinert sich, je mehr Ahnen dysplasiefrei sind. Deshalb ist es beim Kauf eines Welpen enorm wichtig, den Stammbaum der Eltern genau anzusehen und sich beim Züchter oder der Züchterin über allfällige Probleme bei den Ahnen zu informieren.

 

Während der Aufzucht eines Welpen muss der Fütterung ebenfalls eine wichtige Rolle zugeschrieben werden. An erster Stelle ist sicher die Futtermenge entscheidend. Ein Welpe muss in der Regel sein Futter gegen seine Geschwister verteidigen, wodurch er sehr hastig frisst. Wenn er nun bei seinen neuen Besitzern ist, wird er sein Fressverhalten vorläufig nicht ändern und weiterhin alles gierig fressen. Dies verleitet fast jede/n Welpenbesitzer/in dazu, dem jungen Wollknäuel noch mehr Futter hinzustellen. Schliesslich hat er schnell und alles gefressen, und hat somit sicher noch Hunger. Leider ist das ein Trugschluss, der dazu führt, dass viele Welpen zu dick werden. In der Folge muss der Welpe mehr Gewicht herumschleppen, als es seine Knochen und Gelenke ertragen. Deshalb ist auch beim Spielen und Herumtollen die Belastung der Gelenke und Wachstumszonen um ein Vielfaches höher als bei einem normalgewichtigen Welpen. Aus diesem Grund können sich folgende Probleme ergeben:

 

  • die Wachstumsfugen schliessen sich zu früh, was zu krummen Beinen und Fehlbelastung im Ellbogen und Handgelenk führen kann
  • die Knochenfortsätze (Processus olecrani, Processus coronoideus, Processus anconaeus) verwachsen unter Umständen nicht mit den Unterarmknochen und bilden isolierte, die Gelenkaktivität störende Knochenteile.
  • der Gelenkknorpel wird unnötig mehr belastet, was zum Ablösen vom Knochen führen kann.

 

Aus diesen Gründen ist ein wohlgenährter Welpe sicher anfälliger auf Gelenkerkrankungen als ein vielleicht sogar etwas untergewichtiger Welpe.

 

Als optimale Fütterung für grossrassige Welpen empfehlen wir an unserer Klinik ein speziell für grosse Rassen angefertigtes Junghundefutter mit einem Zusatz von gelenkschonenden Substanzen. Die Futtermenge ist immer abhängig vom Futter, der Verdauung und der Bewegung des Welpen. Als Richtlinie ist die gute Tastbarkeit der Rippen anzusehen. Sind diese sichtbar, ist der Welpe eher zu mager, sind sie nicht mehr tastbar, ist der Welpe zu dick.

 

Als weitere mögliche Ursache einer Ellbogendysplasie muss sicher das Hinauf- und Hinunterrennen von Treppen in Betracht gezogen werden. Es ist eine grosse Belastung und erwiesenermassen schlecht für die jungen Gelenke, im Besonderen für die Ellbogen, wenn ein Welpe häufig Treppen runterrennt. Von Vorteil sind Treppenabsperrungen und Tragen des Welpen. Wird der Junghund zu gross und schwer zum Tragen, sollte er unbedingt die Treppen hinauf- und heruntergeführt werden. Somit verringert sich die abrupte Belastung des noch sehr weichen, jugendlichen Knorpels und Knochens, was zur Erhaltung der optimalen Gelenkstrukturen beiträgt. Auch Wanderungen sind genauso kritisch zu betrachten und aus der Sicht der Tierärztin/des Tierarztes nicht zu befürworten. Velofahren und Joggen sollte unterlassen werden, bis der Welpe circa 1-jährig ist, da auch dies zur Überbelastung des Bewegungsapparates führt.

 

Das Herumtollen mit Spielkameraden sollte auf keinen Fall unterbunden werden, da auf diese Weise das normale Sozialverhalten erlernt wird und sich der Welpe zurückziehen oder hinlegen kann, wenn es ihm zu bunt wird.

 

Wie äussert sich eine Ellbogendysplasie?
Die klinischen Anzeichen eines Problems im Ellbogengelenk können sich sehr schnell oder auch relativ langsam bemerkbar machen. Sie zeigen sich durch Lahmheit bei einseitiger Gelenkerkrankung sowie durch klammen Gang mit kurzen Schritten bei beidseitiger Erkrankung. Da die Gangveränderungen und Schmerzen aber erst im Alter von ca. 5 - 9 Monaten auftreten, wenn der Junghund seine stärkste Wachstumsphase hat, können zu diesem Zeitpunkt bereits massive Gelenkschäden vorhanden sein. Diese können leider nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine Therapie besteht nur noch in der Minimierung der Folgeschäden, d.h. der Schmerzbekämpfung und dem Versuch, die Arthrosebildung zu unterdrücken oder zu stoppen. Aus diesem Grund ist beim Junghund mit Lahmheit die sofortige Konsultation bei der Tierärztin oder beim Tierarzt dringend zu empfehlen.

 

Wie entsteht eine Ellbogendysplasie?
Das Ellbogengelenk wird wie in ersichtlich aus drei verschiedenen Knochen gebildet. Dem Humerus (Oberarm), dem Radius (Speiche) und der Ulna (Elle). Die Ursachen der Fehlentwicklungen im Ellbogengelenk gehen hauptsächlich von der Elle und der Speiche sowie von deren Verknöcherungszentren und Wachstumsfugen aus. Eine Folge dieser Störungen können sein:

 

  • Stufenbildung zwischen Elle und Speiche durch ungleichmässiges Wachstum
  • Nichtverwachsen der einzelnen Verknöcherungszentren der Elle durch Über- oder Fehlbelastung
  • Zu kurze Elle durch zu frühen Schluss der Wachtumsfuge im Handgelenk
  • Missbildung der einzelnen Knochenfortsätze
  • Absprengung des Processus coronoideus innen an der Elle durch Über- oder Fehlbelastung
  • Knorpelmissbildungen / -schäden (OCD: Osteochondrosis dissecans)

 

Alle diese Veränderungen können einzeln oder miteinander auftreten und führen zwangsläufig zu einer Inkongruenz der Gelenkflächen und somit zu einer gewissen Instabilität. In den meisten Fällen zieht eine Veränderung die andere nach sich, womit ein Teufelskreis entsteht. Der Körper reagiert auf diesen Reiz mit Entzündung und versucht mit Knochenzubildung eine Stabilisierung des Gelenkes zu erreichen, was zu Arthrose und Schmerz führt.

 

Wie kann man entgegenwirken?
Die wichtigste Massnahme zur Verhinderung einer Ellbogendysplasie ist die Zucht mit dysplasiefreien Hunden. Dies ist aber nur möglich, wenn bei möglichst vielen Hunden die Ellbogen geröntgt und ausgewertet werden. Da die Resultate zum Teil im Stammbaum eingetragen werden, können sie problemlos eingesehen oder sonst beim Züchter nachgefragt werden. Somit kann sich jede/r Welpenkäufer/in selber ein Bild über das Risiko einer Ellbogendysplasie bei seinem Welpen machen. Hunde mit schlechten Ellbogen fallen automatisch aus der Zucht, da sie vom Rasseklub gesperrt werden. (Vorsicht: jeder Rasseklub hat andere Bestimmungen. Anm. der Redaktion.) Zuchttiere mit nicht optimalen Gelenken sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden. Auch wenn die Verpaarung mit einem dysplasiefreien Hund Nachkommen ohne Dysplasie ergeben kann, ist zu bedenken, dass die Welpen mit Sicherheit Träger des krankmachenden Genes sind. Auf diese Art und Weise ist somit die Reduzierung der dysplasiekranken Hunde nicht möglich.

 

Bei der Aufzucht der Welpen ist, wie oben bereits erwähnt, auf das Gewicht (Rippen immer gut tastbar), gutes Futter (Junghundefutter mindestens bis zum abgeschlossenen Zahnwechsel, besser bis zum Erreichen des ersten Geburtstages) und vernünftige Bewegung (kein Treppenrennen, keine langen Wanderungen, kein Velofahren bis mindestens 1-jährig) zu achten.

 

 

Wie kann die Ellbogendysplasie behandelt werden?
Leider sind beim Auftreten der klinischen Symptome bereits Veränderungen vorhanden, welche in der Regel nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Ziel der Therapie ist es, eine Verschlechterung des Gelenkzustandes zu verhindern. Dies geschieht zum Teil operativ durch Entfernung abgesprengter oder nicht angewachsener Knochenstücke, mittels Durchtrennung der Elle bei krummen Vorderbeinen oder mittels Entfernung des losgelösten Knorpels bei Knorpelschäden. An zweiter Stelle steht die Schmerzbekämpfung mittels Entzündungshemmern in Kombination mit knorpelaufbauenden und knorpelschützenden Präparaten. Dies um dem Hund ein einigermassen schmerzfreies und angenehmes Leben zu ermöglichen und um das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen.

 

An dritter Stelle steht die möglichst rasche Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Hunden, was manchmal ein schwieriges Unterfangen darstellen kann. Das Wichtigste ist dabei sicher die Reduktion der Futtermenge oder das Einführen eines Fastentages pro Woche. Gelingt die Gewichtsreduktion mit diesen Methoden nicht (Mitleid, verschiedene Personen, die füttern, andauerndes Betteln usw.), ist es manchmal notwendig, dem Hund eine Diät zu verschreiben, die jedoch auf Grund des noch nicht ausgewachsenen Skelettes vorsichtig zusammengestellt werden muss. An vierter Stelle wird eine Einschränkung der Bewegung angeordnet. Dies führt zu weniger Belastung des geschädigten Gelenkes und somit zu weniger Arthrose. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Hund einerseits nicht unter Bewegungsarmut leidet, andererseits nicht zu dick wird und die Muskulatur nicht schwindet. Aus diesen Gründen empfehlen wir an unserer Klinik, die Hunde häufiger, aber weniger lange zu bewegen.

 

Sicher gibt es Hunde, die eine Ellbogenarthrose besser ertragen als andere, und solche, die weniger arthrotische Zubildungen machen. Grundsätzlich ist aber eine Arthrose eine ernst zu nehmende Gelenkerkrankung, die dem Hund Schmerzen bereitet und ihn leiden lässt. Kann die Arthrose nicht unter Kontrolle gebracht werden, kann es im schlimmsten Fall zu einem steifen Ellbogen führen, was für den Hund ein erhebliches Problem im Bewegungsablauf darstellt. Andererseits können die Schmerzen so stark sein, dass sie auch mit den heute sehr potenten Medikamenten nicht unter Kontrolle gebracht werden können und der Hund sogar eingeschläfert werden muss. Damit dies alles nicht oder erst im hohen Alter geschieht, ist es unbedingt notwendig, möglichst früh und kompetent eine Therapie einzuleiten. So kann dem betroffenen Hund geholfen und ein hundewürdiges Leben ermöglicht werden.

 

Distichiasis

Die Distichiasis ist die Anwesenheit von Härchen (Distichien) im Bereich des Lidrandes, der normalerweise haarlos ist. Die Haare kommen aus den Öffnungen der Meibom´schen Drüsen. Diese Drüsen sind modifizierte Haarbalgdrüsen die normalerweise die Fähigkeit Haare zu bilden verloren haben. Die klinischen Erscheinungen, die durch die Distichiasis verursacht werden, sind abhängig von der Position, der Menge und der Härte der Distichien. Unter Umständen kann es nur eine leichte Reizung sein aber es können auch schmerzhafte Hornhautentzündugen (Keratitis) oder Hornhautverletzungen entstehen. Verschiedene Operationstechniken werden zur Entfernung der Distichen angewandt. Welche am besten geeignet ist, muss individuell entschieden werden.

Ektropium/ Entropium
Das Ektropium oder auch Hängelid ist eine Lidfehlstellung bei der das Unterlid nicht straff am Augapfel anliegt, sondern nach vorn und unten weg hängt. Verursacht kann es durch eine Bindegewebsschwäche, eine zu grosse Lidspalte, aber auch durch Narbenzug nach außen werden. Je nach klinischer Ausprägung ist eine operative Korrektur nötig. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.Entropium: Unter Entropium oder auch Rolllid versteht man das Einrollen von Teilen oder dem ganzem Lidrand, so dass die behaarte Haut auf der Bindehaut und der Hornhaut zu liegen kommt. Dadurch ergeben sich je nach Ausprägung geringe bis starke Schmerzen, Hornhautentzündungen und Hornhautverletzungen. Das erworbene Entropium entsteht z.B. durch Narbenzug, lang anhaltenden Lidkrampf oder Verlust der Lidspannung durch Erschlaffung des Muskeltonus. In den meisten Fällen ist eine operative Korrektur nötig. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.

 

Entropium
Unter Entropium oder auch Rolllid versteht man das Einrollen von Teilen oder dem ganzem Lidrand, so dass die behaarte Haut auf der Bindehaut und der Hornhaut zu liegen kommt. Dadurch ergeben sich je nach Ausprägung geringe bis starke Schmerzen, Hornhautentzündungen und Hornhautverletzungen. Das erworbene Entropium entsteht z.B. durch Narbenzug, lang anhaltenden Lidkrampf oder Verlust der Lidspannung durch Erschlaffung des Muskeltonus. In den meisten Fällen ist eine operative Korrektur nötig. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.

 

Glaukom (grüner Star)

Das Glaukom ist eine Erhöhung des Augeninnendruckes. Diese Erhöhung des Druckes schädigt die Netzhaut und den Sehnerven. Außerdem verursacht er starke Dehnungsschmerzen, da das Auge „wie ein Luftballon aufgeblasen“ wird. Die Ursache für die Erhöhung des Augeninnendruckes ist immer die Verringerung oder Blo-ckierung des Kammerwasserabflusses im Bereich des Kammerwinkels (= Filtrationswinkel). Beim sogenannten Primärglaukom sind angeborene Veränderungen im Kammerwinkel zu finden (z.B. Goniodystrophie, enger Winkel). Das Sekundärglaukom entsteht durch erworbene Veränderungen (z.B. Verklebungen als Folge von Entzündungen des inneren Auges oder intraokulare Tumoren). Behandlungsziel bei Glaukom ist das dauerhafte Absenken des Augeninnendruckes auf normales Niveau. Die Therapie ist medikamentell oder chirurgisch mittels Kryo-, Lasertherapie und fistilierenden Operationen möglich.Katarakt (= Grauer Star): Die Katarkt ist eine Trübung der ansonsten klaren Linse. Die Beschreibung der Katarkt wird nach den Gesichtspunkten der Vollständigkeit, des Reifegrades, der Lage der Trübung, sowie dem Alter des Tieres und der möglichen Ursache vorgenommen. Erbliche Katarkte (HC) kommen bei den verschiedenen Rassen in verschiedenen Positionen vor, z.B. der posteriore (hintere), polare oder subkapsuläre (dicht unter der Linsenkapsel liegend) Katarakt beim Retriever. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.
Progressive Retina Atrophie

Die Progressive Retina Atrophie ist ein Sammelbegriff für erbliche fortschreitende Netzhautdegenerationen mit verschiedenen genetischen Ursachen und Mechanismen. Im wesentlichen wird dabei die Netzhaut durch lokale Stoffwechselfehler im Gewebe der Netzhaut kontinuierlich fortschreitend zerstört. Die klinischen Erscheinungen sind sehr ähnlich bei den verschiedenen Formen. Progressive Retina Atrophie führt letztendlich immer zur völligen Erblindung des Tieres. Eine Therapie ist nicht möglich. Beim Mensch gibt es eine vergleichbare Erkrankung, die sogenannte Retinitis pigmentosa. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.Retina Dysplasie (RD): Die Retinadysplasie ist eine Fehlentwicklung in der Netzhaut, welche schon im Welpenalter zu sehen ist. Es gibt bei verschiedenen Hunderassen erbliche Formen. Vom klinischen Bild ausgehend unterscheidet man 3 Formen: 1. Netzhautfalten, 2. Geographische Retinadysplasie mit größeren Flächen abnorm entwickelter Netzhaut, 3. Totaler Retinadysplasie mit Netzhautablösung. Die letzten beiden Formen führen zur Beeinträchtigung des Sehvermögens bzw. Blindheit. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.

 

Retinadysplasie (RD)

Seit einigen Jahren gibt es von der Firma Optigen (USA) einen Gentest für die PRA des Labradors. Dadurch kann sicher vermieden werden, dass kranke Welpen geboren werden.

 

Die Retinadysplasie ist eine Fehlentwicklung in der Netzhaut, welche schon im Welpenalter zu sehen ist. Es gibt bei verschiedenen Hunderassen erbliche Formen. Vom klinischen Bild ausgehend unterscheidet man 3 Formen: 1. Netzhautfalten, 2. Geographische Retinadysplasie mit größeren Flächen abnorm entwickelter Netzhaut, 3. Totaler Retinadysplasie mit Netzhautablösung. Die letzten beiden Formen führen zur Beeinträchtigung des Sehvermögens bzw. Blindheit. Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen.
Exercise Induced Collaps (EIC)
Der Exercise Induced Collapse (EIC) ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die beim Labrador Retriever und eng verwandten Rassen auftritt.Bisher wurde die Mutation bei Labrador, Chesapeake-Bay- und Curly-Coated-Retrievern nachgewiesen.
Vor kurzem wurde die für EIC verantwortliche Mutation im DNM1-Gen von der Arbeitsgruppe um Prof. James Mickelson an der University of Minnesota gefunden. LABOKLIN konnte die exklusive Lizenz für den EIC-Gentest erwerben und besitzt somit das alleinige Untersuchungsrecht in Europa.
Die ersten Anzeichen eines Exercise Induced Collapse (EIC) sind ein schaukelnder oder verkrampfter Gang, der Hund wirkt steifbeinig. Erkrankte Hunde entwickeln schon nach 5 - 15 Minuten Anstrengung (z. B. beim Training oder bei starkem Stress) eine Muskelschwäche und kollabieren.
Bei den meisten Hunden ist vor allem die Hinterhand betroffen, bei manchen setzt sich die Schwäche auch bis zu den Vorderläufen fort und führt somit zum Festliegen. Während eines Kollaps sind die Hunde meistens bei Bewusstsein, je nach Schweregrad der Erkrankung kann es aber auch vorkommen, dass sie desorientiert oder vorübergehend bewusstlos sind.
EIC kann jahrelang unentdeckt bleiben, wenn der Hund keinem anspruchsvollen Training oder starkem Stress ausgesetzt ist.
Die dem Defekt zugrundeliegende Mutation im DNM1-Gen kann mittels eines DNA-Test nachgewiesen werden.
EIC wird autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass ein Hund nur erkrankt, wenn er je ein betroffenes Gen von Vater und Mutter erhalten hat. Es müssen also sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte Gen tragen.
Träger, d.h. Tiere mit nur einem betroffenen Gen, können zwar selbst nicht erkranken, geben aber die Erbanlage mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an ihre Nachkommen weiter. Bei der Verpaarung von zwei Trägern besteht die Gefahr, daß die Nachkommen von der Erkrankung betroffen sind. Deshalb sollte niemals ein Träger mit einem anderen Träger verpaart werden.
Die Drei Genotypen:
1. Genotyp N/N (homozygot gesund): Dieser Hund trägt die Mutation nicht und hat ein extrem geringes Risiko an EIC zu erkranken. Er kann die Mutation nicht an seine Nachkommen weitergeben.

2. Genotyp N/EIC (heterozygoter Träger): Dieser Hund trägt eine Kopie des mutierten Gens. Er hat ein extrem geringes Risiko an EIC zu erkranken, kann die Mutation aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an seine Nachkommen weitergeben. Ein solcher Hund sollte nur mit einem EIC mutationsfreien Hund verpaart werden.

3. Genotyp EIC/EIC (homozygot betroffen): Dieser Hund trägt zwei Kopien des mutierten Gens und hat ein extrem hohes Risiko an EIC zu erkranken. Er wird die Mutation zu 100 % an seine Nachkommen weitergeben und sollte nur mit einem EIC mutationsfreien Hund verpaart werden.

Mehr als 80% aller Hunde mit dem Genotyp EIC/EIC zeigen im Alter von 3 Jahren bereits die typischen Anzeichen von EIC und hatten mindestens einen Kollaps. Auch bei Hunden mit dem Genotyp N/EIC oder N/N können ähnliche Symptome auftreten, diese haben jedoch meist eine andere Ursache. Zum Beispiel äußert sich auch die Centronukleäre Myopathie (CNM, HMLR) durch Muskelschwäche und steifen Gang, dies kann mit dem HMLR-Gentest überprüft werden.
Der Test:
Ein DNA Test ermöglicht den direkten Nachweis der verantwortlichen Mutation. Die DNA-Analyse ist unabhängig vom Alter des Tieres möglich und kann bereits bei Welpen durchgeführt werden. Es ist nicht nur eine Unterscheidung von betroffenen und mutationsfreien Tieren möglich, mit Hilfe des Gentests können auch klinisch unauffällige Träger identifiziert werden, was für die Zucht von großer Bedeutung ist.

Um eine maximale Testsicherheit zu bieten, erfolgt die Untersuchung jeder Probe in zwei voneinander unabhängigen Testansätzen.
Für den DNA-Test wird ca. 0,5 ml EDTA-Blut benötigt. Alternativ ist auch die Einsendung eines sog. Backenabstriches möglich. Der Backenabstrich muss mit von uns kostenlos erhältlichen Spezialbürsten durchgeführt werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass der Abstrich nicht zu zaghaft durchgeführt wird, da sonst nicht ausreichend Material für die Untersuchung zur Verfügung steht. Der Test wird bei uns mehrmals wöchentlich angesetzt. Das Ergebnis liegt etwa 1 Woche nach Erhalt der Probe vor
weitere Infos zur Gesundheit finden sie beim DRC, LCD!